Dieser Begriff wird in der Psychiatrie und Psychopathologie mit Problemgrübeln gleichgesetzt, als Kranksein gesehen und mit hammerstarken Psychopharmaka bekämpft. Schade. Aus Sprachsicht hat das Wortbild diese negative Prägung nicht verdient. Wenn Gedanken kreisen, heisst das nicht nur, dass sie Probleme umwandern, sondern auch, dass sie sich um ein Thema herumbewegen. Das Problem entsteht vermutlich da, wo der Gedanke seine horizontale Ebene nicht mehr verlässt und immer wieder an den Anfang zurückkehrt – also sich um sich selbst dreht und nicht weiterkommt. Kreist er aber so, wie es Milane oder Mäusebussharde tun, dann schraubt er sich mit jeder Runde höher und verändert nach und nach Position, Blickwinkel und Erkenntnis. So betrachtet ist Gedankenkreisen eine aufstrebende, beschwingte Aktivität, die den langsamen Weg der Gedanken in die Lüfte der Freiheit beschreibt. Dort, wo Träume fliegen lernen. Am liebsten würde ich den Begriff umprägen. Ansonsten kann man es ja einfach Grübeln, Sorgen, Depression ober Burnout nennen.